Krankenpfleger bei Corona-Demo: Warum “fake news” nicht angebracht sind

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Ein Krankenpfleger diskreditiert bei der Corona-Demo in Lübbecke die eigene Berufsgruppe und seinen Arbeitgeber. Warum macht er das? Ein Kommentar.

Was muss diesen jungen Krankenpfleger geritten haben? Überall im Land berichten Mitarbeiter von Intensivstationen über eine noch nie dagewesene Ausnahmesituation. Sie klagen über Stress, Überstunden und eine Machtlosigkeit gegenüber künstlich beatmeten, nach Sauerstoff schnappenden Covid-Patienten. Mit ihren Berichten von der vordersten Front entlarven sie Corona-Leugner und verharmlosende Verschwörungstheoretiker. Und dann kommt plötzlich ein Pfleger aus dem Krankenhaus Damme daher und …

Grazer App soll Fake News zu CoV enttarnen

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„Bill Gates steckt hinter der CoV-Pandemie“, „bei der Impfung werden Chips implantiert“, oder „Knoblauch ist ein Heilmittel gegen das Virus“: Fake News, alternative Fakten und Verschwörungstheorien haben derzeit Hochkonjunktur.

„Gesellschaft in großem Maß verunsichert“

„Fake News oder Desinformation tauchen immer dann auf, wenn die Gesellschaft in großem Maß verunsichert ist – und wenn man so in die Forschung hineinhört, dann sind es mehrfache Krisen, die unsere Gesellschaft gerade jetzt treffen: Wirtschaftskrise, Pandemie, aber auch tieferliegende Krisen wie Vertrauensverlust in Institutionen zum Beispiel“, so Wolkinger, Journalismusdozent an der Grazer FH Joanneum.

Zwischen gefährlicher Dummheit und Meinungsfreiheit

Soziale Netzwerke seien so etwas wie Beschleuniger dieser Entwicklung, so Wolkinger, „weil sie weniger auf faktenbasierte Kommunikation als auf Unterhaltung und Bestätigung abstellen und Kommunikation befördern, die emotionalisiert oder polarisiert – das heißt: Viren fühlen sich auf Sozialen Medien besonders wohl. Der Verlauf zwischen gefährlicher Dummheit und dem, was von Meinungsfreiheit gedeckt ist, ist, ist eher fließend. Das ist das Problem damit.“ Laut Wolkinger gibt es eine regelrechte „Infodemie“.

„Factinsect“ den Fake News auf der Spur

Damit die Flut an Fake News verebbt, braucht es Skepsis und Recherchearbeit. „Factinsect“, eine App, die derzeit von zwei Österreicherinnen im Grazer Science Park entwickelt wird, soll künftig mit Hilfe von künstlicher Intelligenz dabei unterstützen, Falschmeldungen zu entlarven. „Es geht darum: In welcher Qualität und in welcher Masse tritt diese Information auf? Ist das einmal aus einer sozusagen hinterfragenswerten Quelle, oder kommt das aus Quellen, die klassisch Fakten checken“, so Martin Mössler vom Science Park Graz.

Dementsprechend fällt das Urteil der App aus, die noch im Laufe des Jahres verfügbar sein soll. Aktuell wird noch nach freiwilligen Teilnehmern für die Testversion gesucht.

Keine Chance für Fake News, Hass und Hetze

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Soziale Medien sind eine Bereicherung, können aber auch Nährboden für gefährliche Propaganda sein. Ganz besonders junge Erwachsene werden häufig Opfer von Hetze und Fake News (dt.: „falsche Nachrichten“) im Internet – manchmal sogar ganz unbewusst. „Morgan Freeman ist tot!“ oder „Mitten in Brüssel: Lisa (13) von Migranten vergewaltigt“ oder „Nächste Pandemie kommt: Forscher entwickeln bereits das Virus Covid-20“: Was empfindest du, wenn du diese Schlagzeilen liest? Wahrscheinlich bist du eher geneigt, den Aussagen zu glauben, oder? Das ist erst einmal nicht verwerflich, denn diese Beispiele für Fake News sind dafür gemacht, dass du sie glaubst. Sie stimmen aber nicht. In Wirklichkeit ist es so: Morgan Freeman ist am Leben, Lisa wurde nie von Migranten belästigt, sondern hat die Geschichte frei erfunden, und sicher ist niemand mit dem Entwickeln eines Covid-20-Virus beschäftigt.

Trotzdem werden Nachrichten wie diese tagtäglich millionenfach über das Internet verbreitet und sorgen für Diskussionen. Sie schüren Ängste, diskriminieren, polarisieren, verunsichern und können weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen. Manche Falschmeldungen werden aus Spaß verbreitet, einfach, weil jemand sich einen Scherz erlauben möchte. Andere werden mit dem Ziel veröffentlicht, Internetnutzer auf ihre Homepage zu locken, damit sie möglichst dort zum Beispiel etwas kaufen. Das nennt man „Clickbaiting“. Außerdem gibt es Verschwörungstheorien, die sich über das Internet einfach und blitzschnell verbreiten lassen.

Und dann wären da noch Fake News, die politisch beeinflussen sollen. Diese werden zum Beispiel von Personen erfunden, die gegen andere Menschen hetzen und dafür möglichst viele Unterstützer gewinnen wollen. Manchmal sind Fake News gänzlich erfunden, manchmal orientieren sie sich aber auch an (Halb-)Wahrheiten, die dann so gedreht und formuliert werden, dass sie viel schlimmer klingen, als sie es tatsächlich sind. Dabei drehen sich Fake News nicht immer nur über berühmte Persönlichkeiten. Jeder einzelne von uns kann Opfer von Fake News, Hass und Mobbing im Netz werden.

Doch wie erkennst du, welche Nachricht echt ist und welche doch nur „fake“? Zunächst mal ist es wichtig, dass du lernst, Nachrichten grundsätzlich zu hinterfragen. Ganz bestimmt möchtest du nicht jemand sein, der falsche News verbreitet, vor allem, wenn du dich selbst noch gar nicht wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt hast, oder? Du erkennst Fake News oftmals am Schreibstil. Dieser ist meistens sehr emotional, sensationell, wenig sachlich, es werden provokante Fragen gestellt, die theoretisch jeden Menschen schnell berühren und es werden häufig Ausrufezeichen benutzt.

Informiere dich über den Urheber der Nachricht – wo kommt die Information her? Gibt es ein Impressum? Recherchiere selbst zu der Nachricht, die du erhalten hast und prüfe sie so auf den Wahrheitsgehalt. Natürlich sind nicht alle Nachrichten, die über die Sozialen Medien verbreitet werden, unwahr.

Du wirst bestimmt bereits nach einer kurzen Eigen-Recherche herausfinden, was wirklich hinter der Nachricht steckt. Und selbst, wenn du herausfindest, dass die Geschichte stimmt: Beteilige dich nicht an der Verbreitung von Sensations-Nachrichten, ganz besonders dann nicht, wenn sie anderen Menschen schaden könnten. Du kannst auch durchaus direkt bei Erwachsenen und Spezialisten in deinem Umfeld nachfragen, die sich in bestimmten Gebieten gut auskennen.

Wenn du zum Beispiel eine Meldung zu einem medizinischen Thema liest, die dich verunsichert oder dir seltsam vorkommt, frag doch mal deinen Hausarzt, was er davon hält. Die Anonymität des Internets macht es Fake News leicht, sich zu verbreiten und ihr Unwesen zu treiben. Wenn sie nicht hinterfragt, sondern einfach geteilt werden, sind sie irgendwann nicht mehr zu stoppen – und können so ernsthaften Schaden anrichten. Fake News verbreiten sich etwa sechs Mal schneller als „normale“ Nachrichten.

Durch den sogenannten Sleeper-Effect bleiben Fake News in unseren Köpfen hängen, auch wenn wir sie für unglaubwürdig halten. Nach einer Weile erinnern wir uns nicht mehr daran, dass wir der Nachricht eigentlich keinen Glauben geschenkt haben. Die Nachricht selbst aber bleibt in unseren Köpfen. Wusstest du, dass wir lieber Nachrichten wahrnehmen, die in unser Weltbild und zu unserer sozialen Identität passen? Dabei ist es erst einmal egal, ob die Nachricht wahr oder falsch ist. Wir vertrauen grundsätzlich auf die Aussagen unseres sozialen Umfelds, das heißt unserer Freunde, Familie oder auch Prominenten, denen wir auf Instagram und Co. folgen. Ganz besonders in Krisenzeiten, wenn allgemeine Verunsicherung herrscht, sind viele Menschen besonders anfällig dafür, falsche Meldungen zu glauben und sie weiterzuverbreiten. Leider können die Sozialen Medien (noch) nicht unterscheiden, welche Nachricht echt und welche erfunden ist. Sie können auch nicht nach respektvollem und rauem Umgangston filtern. Deshalb bist du gefragt: Nutze das Internet mit Bedacht, achte auf einen respektvollen Umgang mit anderen und weise auch deine Freunde und Familie darauf hin, wie wichtig es ist, ganz genau hinzuschauen.

Gemeinsam mit Partner-Einrichtungen wie dem Rat der deutschsprachigen Jugend (RDJ), dem Institut für Demokratiepädagogik, dem Medienzentrum und dem Rat für Erwachsenenbildung hat das Zentrum Kaleido die Kampagne „Speak Up“ ins Leben gerufen. Wir möchten Menschen Instrumente an die Hand geben, mit denen sie sich gegen Fake News, Meinungsmache und Hetze im Internet aussprechen können. Wenn du das Gefühl hast, dass eine Diskussion auf Facebook oder Instagram in die falsche Richtung läuft, dass Menschen beleidigt oder diskriminiert werden oder dass Unwahrheiten die Runde machen, kannst du selbst aktiv werden. Lade dir auf www.idp-dg.be/fake-news die GIFs der Kampagne herunter und reagiere damit ganz einfach auf Inhalte, die du hinterfragen möchtest oder bei denen du anderer Meinung bist.

Falls du Fragen zu Fake News oder Hetze im Internet hast, können dir die Beraterinnen und Berater von Kaleido weiterhelfen. Unter dieser Nummer könnt ihr jederzeit anrufen: 087/554644. Oder schreibt eine Mail an info@kaleido-ostbelgien.be. Kaleido gibt es jetzt auch auf Instagram. Unser Account @young_kaleido richtet sich an Jugendliche und informiert euch regelmäßig über Tipps, Tricks und Wissenswertes. Für Eltern, Großeltern und Lehrer sind wir auf Instagram mit dem Account @kaleido_ostbelgien online.