TV-Kritik zu Hart aber fair: Nebenwirkungen der Corona-Krise

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Wut, Ohnmacht, Verschwörungstheorien: Bei „Hart aber fair“ arbeiten sich Frank Plasberg und seine Gäste an den Nebenwirkungen der Corona-Krise ab. Gefährlich ist, was ungesagt bleibt.

Frank Plasberg geht es wie seinen Talkshow-Kolleginnen Maybrit Illner, Anne Will und Sandra Maischberger: Die Corona-Pandemie schlägt jedes andere Thema. Also heißt es auch bei ihm in der Sendung „Hart aber fair: Lockdown und kein Ende“. Plasberg will vieles wissen: Wie geht es Ihnen in der Krise? Im Homeoffice, mit der Wohnung voller Kinder. Als Selbständiger, der Laden dicht und das Konto leer. Als Ärztin im Dauerstress, die Station voller Todkranker: Wie hält man das aus? Was macht die Krise mit uns? Sind wir so bald am Ende oder am Ende sogar stärker?

Eingeladen hat der Moderator die Ärztin Carola Holzer, die am Klinikum Essen arbeitet, Kirstin Vietze, die in Berlin einen Friseursalon in vierter Generation betreibt, sowie die Gesundheitspsychologin Monika Sieverding, Hubertus Heil und den Schriftsteller Jan Weiler.

Jan Weiler maximal empathielos

Man stutzt. Warum ausgerechnet Jan Weiler? Klar, Jan Weiler ist ein sympathischer Typ, der locker plaudert. Die Leute kennen und mögen ihn. Aber als Stellvertreter für die darbende, von Verzweiflung gebeutelte Kreativbranche, der das Wasser bis zum Hals steht, taugt er wahrlich nicht.

Weiler dürfte angesichts seiner vielen (verfilmten) Bestseller recht weich fallen – im Gegensatz zu zahllosen freischaffenden Künstlern, die an Supermarktkassen sitzen, weil sie nicht wissen, wie sie sonst die nächste Miete bezahlen sollen. Sein Haus, erzählt er in einem kurzen Video zur Sendung, sei in sagenhaftem Zustand. Er habe sich einen Staubsauger gekauft und Bettwäsche aussortiert sowie die Schrauben sämtlicher Türklinken erneuert. Schön für ihn, aber maximal empathielos.

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Für alle Künstler, die jeden Cent umdrehen müssen und nicht wissen, ob und wie sie ihren Beruf je wieder ausüben können, ist das ein Schlag ins Gesicht. Aber zu viel soziales Elend wollte die Plasberg-Redaktion dem Fernsehzuschauer zu später Stunde offenbar lieber nicht zumuten.

Sechzigmal das Wort Mama

Über existentielle Not spricht die Friseurin Kirstin Vietze, Mutter dreier Kinder. Sie hat inzwischen den zweiten Kredit aufgenommen, um den mehr als hundert Jahre alten Familienbetrieb zu retten. Sie durchlebe ein Wechselbad der Gefühle, höre sechzig Mal am Tag das Wort Mama, schlafe zunehmend schlechter und sehe am Ende des Tunnels kein Licht mehr.

Weiterkämpfen möchte sie trotzdem, weil sie ihren Beruf liebt. Kirstin Vietze ist eine wichtige Stimme. Sie gewährt allen, die sich in ihrer privilegierten Blase abschotten, zumindest einen kleinen Einblick in echte Nöte. Man hätte gerne mehr von ihr gehört, doch bei fünf Gästen und sechzig Minuten Sendezeit bleibt keine Zeit für vertiefende Gespräche. Und so hetzt Plasberg von Gast zu Gast.

Plädoyer für Optimismus

Die Psychologin Monika Sieverding plädiert für mehr Optimismus. Der Impfstart verlaufe zwar nicht wie geplant, aber der Anfang sei doch immerhin gemacht. Sie selbst hätte einen solch frühen Start nicht für möglich gehalten. Außerdem schade es der Psyche, ständig zu hadern und zu grübeln – was, wenn man wenig hadert und grübelt, leicht gesagt ist.

Weiter geht es im Text mit den Stichworten Kontrollverlust, Hilflosigkeit und Wut – Gefühle, die in Frust umschlagen können. Auch das ist bekannt, allerdings wäre es an dieser Stelle interessant gewesen, in die Tiefe zu gehen, zu fragen, wie sehr das Gefühl von Ohnmacht Verschwörungstheorien den Weg ebnet, aber Plasberg sitzt die Uhr im Nacken.

Impfstoff als Gottesgeschenk

Hubertus Heil schlägt sich tapfer, wirbt für Verständnis, gesteht Fehler ein, bezeichnet die deutschen Forscher, die uns den Impfstoff beschert haben, als Gottesgeschenk. Auch Politiker verfügten nicht über absolute Gewissheiten und müssten Abwägungsentscheidungen treffen. Frau Vietzes Schicksal bedrücke ihn. Ein bisschen mehr Schlaf täte ihm gut, aber er wolle nicht auf hohem Niveau jammern. Was sonst soll er auch sagen.

Dass besonders die miserable Kommunikation seitens der Politik für den gereizten Zustand zahlloser coronamüder Bürger verantwortlich ist, glaubt Carola Holzer, Fachärztin für Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin am Klinikum Essen, die in ihrer wenigen Freizeit als „Doc Caro“ bloggt. Ihr fehlt die Transparenz, viele auf höchster Ebene getroffenen Entscheidungen seien schwer nachvollziehbar. Auch das: eine alte Leier. Aber vielleicht muss man tatsächlich wieder und wieder und wieder darüber sprechen, damit ein großer Teil der Bevölkerung das Gefühl hat, dass die Politik sie wirklich informiert.

Shitstorms und Verschwörungstheorien

Gegen Ende nimmt die Sendung an Fahrt auf, es geht um Shitstorms und Verschwörungstheorien. Plasberg lässt ein paar üble Zitate und Beschimpfungen einblenden – Angriffe auf die bloggende Carola Holzer. Die Ärztin hat irgendwann aufgehört, die mitunter hasserfüllten Kommentare zu lesen. Aufklären aber will und wird sie weiterhin. Lässt sich auch nur ein Impfskeptiker nach einem ihrer Videos impfen, dann ist das ein großer Erfolg.

Nicht jeder Skeptiker oder Verschwörungstheoretiker ist verloren und immun gegen die Stimme der Vernunft. Auch wenn es Jan Weiler am liebsten wäre, Kreuz- und Querdenker zu ignorieren, sie auszublenden, als existierten sie nicht. Aber das ist nicht nur naiv, sondern auch gefährlich. Es hieße, Spaltungen hinzunehmen, anstatt zu versuchen, durch Aufklärung Gräben zuzuschütten.

Insofern ist es wichtig, dass Heil von bislang vernünftigen Menschen aus seinem privaten Umfeld erzählt, die plötzlich merkwürdige Ansichten vertreten. Wie er reiben sich im Moment wohl sehr viele Menschen die Augen angesichts beängstigender Thesen aus dem eigenen Umfeld. Reden hilft, zumindest manchmal. Auf Talkshows trifft das leider nur in seltenen Fällen zu.

Hubertus Heil muss bei “Hart aber fair” zugeben: “Wir haben keinen Bauplan”

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Dr. Carola Holzner (Fachärztin für Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin am Klinikum Essen, betreibt den Blog “Doc Caro - Medizin für Alle”) und Hubertus Heil (SPD, Bundesminister für Arbeit und Soziales) bei “hart aber fair”.

Aktualisiert am 26. Januar 2021, 09:28 Uhr

In der Talkrunde von Frank Plasberg dominieren Erschöpfung und Perspektivlosigkeit.

An Bundesarbeitsminister Hubertus Heil ergeht stellvertrend für die Politik der Vorwurf, die Corona-Maßnahmen schlecht zu kommunizieren.

Schriftsteller Jan Weiler kritisiert, dass Hass-Botschaften in der Sendung ein zu großes Publikum erhalten - und eine Ärztin muss sich für ihre akkurate Frisur rechtfertigen.

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Deutschland ist Corona-müde. Das ist nichts Neues, doch am Montagabend hat diese Müdigkeit in besonderem Maße auch Frank Plasbergs Talkrunde bei “Hart aber fair” erfasst.

Gefühlt ist es Sendung Nummer 2.351, die sich mit dem Coronavirus und seinen Folgen befasst. Eine muntere Psychologie-Professorin versucht zwar, auf die positiven Entwicklungen der vergangenen Wochen hinzuweisen. Doch es überwiegen: Erschöpfung, Ratlosigkeit, Perspektivlosigkeit.

Das sind die Gäste bei “Hart aber fair”

Carola Holzner: Sie habe sich am Anfang dieser Pandemie nicht vorstellen können, was auf uns zukommt sagt die Bloggerin und Notfallmedizinerin . Jetzt müsse jeder bei der Bekämpfung mithelfen: “Das Zaubermittel haben wir nicht. Es ist umso wichtiger zu sagen: Haltet euch an die Maßnahmen und steckt euch nicht an!”

Sie habe sich am Anfang dieser Pandemie nicht vorstellen können, was auf uns zukommt sagt die und . Jetzt müsse jeder bei der Bekämpfung mithelfen: “Das haben wir nicht. Es ist umso wichtiger zu sagen: Haltet euch an die Maßnahmen und steckt euch nicht an!” Monika Sieverding: Die Gesundheitspsychologin der Universität Heidelberg ärgert sich über die nächtliche Ausgangssperre, die derzeit in Baden-Württemberg. Dabei will sie doch eigentlich für eine optimistische Sicht auf die Dinge sorgen - zum Beispiel, dass in Rekordzeit eine Impfung entwickelt wurde. “Man konzentriert sich leider in den Medien immer noch stark auf die negativen Meldungen.”

Kirstin Vietze: Sie schlafe “jetzt doch immer schlechter”, sagt die Friseurin aus Berlin, deren Betrieb schon seit 108 Jahren in Familienbesitz ist. “Wenn man in der Friseurbranche 30 Prozent weniger Umsatz hat, ist man eigentlich schon tot.” Für die Planbarkeit müsse sie jetzt dringend wissen, wie es weitergeht.

Jan Weiler: Der Schriftsteller zeigt Sympathie für den Vorschlag , das öffentliche Leben inklusive Kitas , Büros und öffentlichem Nahverkehr konsequent komplett für ein paar Wochen herunterzufahren , statt den Teil-Lockdown immer weiter fortzusetzen. “Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich sagen: Wir machen den Laden dicht für zwei, drei Wochen – und alles gilt für alle, völlig unterschiedslos. Und dann sehen wir weiter.”

Der zeigt für den , das inklusive , und konsequent für ein paar Wochen , statt den immer weiter fortzusetzen. “Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich sagen: Wir machen den für zwei, drei Wochen – und alles gilt für alle, völlig unterschiedslos. Und dann sehen wir weiter.” Hubertus Heil: Der Bundesminister für Arbeit und Soziales (SPD) spricht sich gegen diese No-COVID-Strategie aus: Ohne Notbetrieb in Kitas etwa seien das Gesundheitssystem, aber auch Supermärkte und öffentliche Verwaltung nicht aufrecht zu erhalten. “Vielleicht sorgen wir erstmal dafür, dass bestehende Einschränkungen auch ausgeschöpft werden.”

Das ist das Rededuell des Abends

Zum Streiten kann sich niemand so richtig aufraffen. Doch Holzner versucht doch einen Frontalangriff auf die Politik: “Was ich feststelle: Die Leute sind nicht informiert. Keiner weiß mehr, wie viele Leute dürfen sich wann mit wem treffen, warum ist das zu, warum ist das auf?” Ihr fehle in diesem ganzen Management die Kommunikation. “Jedes Bundesland macht es anders.”

Die Antwort von Heil, der an diesem Abend praktisch die gesamte politische Klasse vertritt, kommt mit Verspätung: Jeder gebe sein Bestes, die Politik sei aber auch immer auf den Rat von Experten angewiesen, sagt er. Und die sind sich bekanntlich auch nicht immer einig. “Ich will ein bisschen dafür werben, dass es auch für die politischen Entscheidungsträger, die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten, keinen Bauplan, keine absolute Gewissheit gibt.”

Das ist der Moment des Abends

Weiler hält sich in dieser Sendung eher vornehm zurück. Im späteren Verlauf landet er dann aber einen Treffer – ausgerechnet gegen die Gastgeber. Im Einspielfilm wurden gerade Hass-Nachrichten vorgelesen, die Holzner in den sozialen Medien erhalten hat.

Sie wurde darin unter anderem als “Stück Sch…” beschimpft – und Weiler stellt die berechtigte Frage, warum solche Äußerungen auch noch im Fernsehen ein Millionenpublikum bekommen. “Ich finde, dass man solche Leute in Sendungen wie hier gar nicht zitieren sollte. Die haben in einem vernünftigen, zivilisierten Gespräch zu diesem Thema überhaupt nichts verloren.”

Da kommt selbst der schlagfertige Plasberg ins Stocken und erklärt, man wolle sich ja keine Zensur vorwerfen lassen. “Ha ja, es gibt aber auch Leute, die glauben, dass Elvis noch lebt”, kontert Weiler und bleibt dabei: “Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür.”

Das ist das Ergebnis

Der Corona-Blues hat wie erwähnt auch den Fernsehtalk erreicht: Für ein bisschen Humor ist an diesem Abend ebenso wenig Platz für die Suche nach konstruktiven Wegen aus der Krise.

Stattdessen bekommen wir die üblichen Floskeln zu hören (“Corona ist wie ein Brennglas”) und stellen mal wieder fest, dass wir mit dieser Situation wohl noch leben müssen - wie lange auch immer. “Das Virus ist total ungerecht”, stellt Heil klar.

Hoch anzurechnen ist den Gästen allerdings, dass sie sehr duldsam mit dem Moderator umgehen: Plasberg hat an diesem Abend offenbar besondere Lust daran, die Leute zu unterbrechen, wenn sie gerade einen Gedanken formulieren wollen. Das kann einem durchaus auf die Nerven gehen.

Da das Wort “Frust” im Wörterbuch nicht allzu weit von “Frisur” entfernt ist, geht es am Ende auch noch um Haare. Zahlreiche Fußball-Profis müssen sich derzeit fragen lassen, wer ihnen eigentlich die Schläfen so schön kurzrasiert - schließlich dürfen Friseure derzeit ja nicht ihrer Arbeit nachgehen.

Lesen Sie auch: Friseurverband regt sich über frisch frisierte Fußballprofis auf

Und da die Stimmung gerade so aufgeladen ist, reicht Plasberg diese Unterstellung auch gleich noch an einen Gast weiter: Schließlich sieht die Frisur von Ärztin Holzner auch verdächtig akkurat aus. Hat sie sich etwas die Haare schneiden lassen?

Holzner muss daraufhin “Stein und Bein” schwören, dass sie nicht beim Friseur war. “Ich stehe tatsächlich selber mit der Schere da.” Einen fernsehtauglichen Schnitt bekommt man also auch selbst hin. Das ist dann immerhin noch eine positive Nachricht - wenn auch nicht für die Friseure.

“Der Arme. Sollen wir sammeln?”: Frank Plasberg ätzt gegen “Hart aber fair”-Gast

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“Der Arme. Sollen wir sammeln?”: Frank Plasberg ätzt gegen “Hart aber fair”-Gast

bild: Screenshot ard

“Hart aber fair”: Plasberg ätzt gegen Gast – “Sollen wir sammeln?”

Dirk Krampitz

Homeoffice und Homeschooling oder der eigene Laden geschlossen und die Rücklagen aufgebraucht. Der Lockdown sei für viele Menschen wie “ein Leben im Dampfkochtopf” und der Druck steige täglich, befindet Moderator Frank Plasberg. Das Thema “Lockdown und kein Ende – wie geht es Ihnen in der Krise?” diskutiert Plasberg bei “Hart aber fair” mit folgenden Gästen:

Hubertus Heil (SPD, Bundesminister für Arbeit und Soziales)

Jan Weiler (Schriftsteller und Kolumnist)

Kirstin Vietze (Inhaberin eines Friseursalons in Berlin)

Dr. Carola Holzner (Intensivmedizinerin am Klinikum Essen; Bloggerin “Doc Caro - Medizin für Alle”)

Prof. Monika Sieverding (Gesundheitspsychologin)

bild: / screenshot rtl

Kirstin Vietze ist Inhaberin eines Friseursalons in Berlin. Sie hat 22 Angestellte ohne Arbeit, drei schulpflichtige Kinder zu Hause und die Schwiegereltern in häuslicher Pflege. “Man weiß gar nicht mehr, wie man das bewältigen soll”, klagt die Friseurin. Ihr Geschäft ist durch alle Kriterien der Hilfsprogramme der Bundesregierung gefallen. “Man sieht auch kein Licht mehr am Ende des Tunnels. Wie soll man denn vier Monate ohne Umsätze schaffen?”, fragt die Friseurin resigniert.

bild: screenshot rtl

“Das lässt mich nicht kalt, das bedrückt mich”, entgegnet Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), aber die Corona-Toten würden ihn ebenso bedrücken und machten die Einschränkungen notwendig.

“Es hat sich ja niemand die Lockdown-Maßnahmen ausgedacht, um Unternehmer zu quälen.”

Darauf, dass die Unterstützungsmaßnahmen aber viele Unternehmer im Regen stehen lassen, geht er nicht ein.

Fast alle Lesungen abgesagt – Plasberg ätzt: “Oh, der arme Schriftsteller, müssen wir sammeln?”

bild: screenshot rtl

Finanziell spürt auch Bestseller-Autor Jan Weiler (“Maria, ihm schmeckt’s nicht!”) die Pandemie. Ab September wollte er mit seinem neuen Buch auf Lesereise gehen, doch von 60 Lesungen konnten nur zwei stattfinden. “Oh, der arme Schriftsteller, müssen wir sammeln?”, ätzt Plasberg. Und dann merkt er offenbar selbst, dass er sich im Ton vergriffen hat und schickt entschuldigend hinterher, dass das vielleicht die Gedanken einige Zuschauer seien.

Jan Weiler entgegnet trocken, dass man nicht für ihn sammeln müsse, aber immerhin fast die Hälfte seines Einkommens sei weggefallen. Er findet Maßnahmen gegen das Virus nötig und richtig, aber er erwartet ebenso Zukunftsperspektiven von der Politik.

Weiler will Abitur ohne Prüfung

Weiler erzählt, wie er zur Sendung “in der fliegenden Petrischale von der Lufthansa” gebracht worden. Dort hätten alle Passagiere geredet und gegessen. Die Oper, wo niemand spricht oder isst, sei hingegen wegen Corona geschlossen.

“Ich erwarte von der Politik, dass sie mitteilt, wie sie mit Leuten umgeht, die geimpft sind oder es schon hatten.”

Es sei “absolut zynisch” gegenüber den geschlossenen Theatern, Konzertsälen und auch Geschäften, wenn es nicht wenigstens Geimpften erlaubt sei, wieder ein Leben wie vor der Pandemie zu führen. Und dann hat er noch einen überraschenden Vorschlag für das Abitur 2021: “Keine Schule, keine Prüfung”. Allen Schülern ein Abi von 2,8 geben und “entlassen in die Freiheit ohne diesen Quatsch”.

bild: screenshot rtl

Dieser Vorschlag wird wohl keine Mehrheit finden und vermutlich nicht mal diskutiert werden. Ganz im Gegensatz zum Gewähren von “Impfprivilegien”, das ja eigentlich nur eine Rückgabe von Grundrechten ist. Auch Gesundheitspsychologin Monika Sieverding glaubt, dass es bald eine Diskussion um Rechte geben wird. “Das wird kommen. Da bin ich ganz sicher.”

Auf Plasbergs Einwand, dass bisher noch kein Politiker davon spreche, verweist sie darauf, dass es die Diskussionen in anderen Ländern bereits gebe. “Schleichend wird das hier auch kommen.” Und Arbeitsminister Hubertus Heil bestätigt, dass Diskussionen darüber in der Politik bereits laufen. Für ihn sei aber erstmal entscheidend, ob Geimpfte das Virus noch übertragen können.

Ärztin schneidet Haare selbst

bild: screenshot rtl

Die Ärztin Carola Holzner hat zwar ihre erste Biontech-Impfung schon erhalten, trotzdem würde sie “nie ungeschützt einen Patienten behandeln”. Sie ist als “Doc Caro” auf ihren Social-Media-Kanälen mit Berichten aus dem Krankenhaus bekannt geworden. Ihre auffälligen weiß-blonden Haare hat sie selbst geschnitten, live auf Instagram und aus Solidarität, erzählt sie. Auch wenn sie findet:

“Ich bleibe dabei, beim Friseur stecke ich mich nicht an.”

Plasberg will mit ihr über die Troll-Kommentare von Corona-Leugnern und Impfgegnern sprechen. Aber sie liest die gar nicht mehr. “In der Zeit helfe ich lieber den Menschen.” Und auch die Medizinpsychologin Sieverding lässt den Moderator eiskalt abblitzen, als Plasberg nach Corona-Leugnern und Maßnahmen-Skeptikern fragt, die ja wohl “nicht alle doof” seien. “Ich weiß nicht, ob die nicht doof sind. Vielleicht sind die doof.” Und es war nicht zu überhören, wie doof sie die Frage von Plasberg fand.

Und in der Tat: Es war nicht gerade die beste Sendung, die der ARD-Talker zum Thema Corona abgeliefert hat. Obwohl er seine Gäste ungewöhnlich oft unterbrochen hat, zerfaserte der Talk in Allgemeinplätze. Da halfen auch Plasbergs Zuspitzungen diesmal nichts.